Ars Audiendi ~ Musikhören als schöpferische und heilende Kunst
Die Heilkunst des Hörens
Zitate aus den Schriften der Hildegard von Bingen
“Ich sprach Mein kleines Werk, das der Mensch ist, in mich hinein
. Dieses formte Ich nach Meinem Bilde und zu meiner Ähnlichkeit, damit es sich auf Mich zu verwirkliche.”
Welt und Mensch / De operatione Dei S.171 (Schipperges, Otto Müller Verlag Salzburg 1965) zitiert nach Otto und Felicitas Betz, Hildegard von Bingen S.215 (Kösel Verlag München1996)
“Indem die Ohren den Klang einer jeden Erscheinung aufnehmen, kann jedes Ding der Natur, was und wo es auch sei, seinem Wesen nach erkannt werden.”
(Welt und Mensch / De operatione Dei S.156)
“Alle Geschöpfe haben etwas Sichtbares und Unsichtbares.
Das Sichtbare ist schwach, das Unsichtbare stark und lebendig.”
(Briefwechsel, S.70)
Die Klage der Elemente
“Und ich hörte, wie mit einem wilden Schrei die Elemente der Welt
riefen: »Wir können nicht mehr laufen und unsere Bahn nach unseres Meisters Bestimmung vollenden. Denn die Menschen kehren uns mit ihren schlechten Taten wie in einer Mühle von unterst zu
oberst. Wir stinken schon wie die Pest und vergehen vor Hunger nach der vollen Gerechtigkeit.« (...) Doch nun sind alle Winde voll vom Moder des Laubes, und die Luft speit Schmutz aus, so daß die
Leute nicht einmal mehr recht ihren Mund aufzumachen wagen. Auch welkte die grünende Lebenskraft durch den gottlosen Irrwahn der verblendeten Menschenseelen. Nur ihrer eigenen Lust folgen sie
und lärmen: »Wo ist denn ihr Gott, den wir niemals zu sehen bekommen?«”
Der Mensch in der Verantwortung /Liber vitae meritorum S.133
Schipperges, Otto Müller Verlag 1972
“Höre also Ihn, der lebt und nicht aus dem Weg geräumt werden kann: Die Welt ist jetzt voller Ausschweifung, später wird sie in
Traurigkeit sein, dann so sehr in Schrecken, daß die Menschen sich nichts daraus machen, getötet zu werden. Bei all dem sind bald Zeiten der Ausgelassenheit, bald der Zerknirschung, bald Zeiten, wo
es blitzt und donnert von allerlei Bosheiten. (...)
Vom Herzen aber geht Heilung aus, wenn das Morgenrot eines
Neubeginns sichtbar wird. Unsagbar ist, was dann aufbricht an neuem Verlangen nach Gott und an Eifer für sein Werk, unsere Welt.”
Briefwechsel, Brief an Papst Anastasius IV, S.40
(Übersetzung teilweise von Cäcilia Bonn OSB, Eibingen) Otto Müller Verlag Salzburg 1990
Kräfte des Menschen
“Anima hominis symphoniam in se habet et symphonizans est.“
= Die Seele des Menschen trägt in sich einen Wohlklang, einen
Zusammenklang, und sie ist selber tönend und klingend.
Festschrift der Abtei Eibingen1979, S.192, Immaculata Ritscher OSB (Übers. W.H.)
“Mitten im Weltenbau steht der Mensch. Denn er ist bedeutender als alle übrigen Geschöpfe... Die Kräfte seiner Seele erstrecken sich
über den gesamten Erdkreis hin (=das Weltall)... An Statur ist er zwar klein, an Kraft seiner Seele jedoch gewaltig. Sein Haupt nach aufwärts gerichtet, die Füße auf festem Grund, vermag er sowohl die
oberen als auch die unteren Dinge in Bewegung zu versetzen. Was er mit seinem Werk in rechter oder linker Hand bewirkt, das durchdringt das All, weil er in der Kraft seines inneren Menschen die
Möglichkeit hat, solches ins Werk zu setzen.”
(Welt und Mensch / De operatione Dei, S.44f /Schipperges, Otto Müller Verlag Salzburg 1965)
“Und Gott bildete die Gestalt des Menschen nach Seinem Bilde und Seiner Ähnlichkeit. Er hatte im Sinn, daß eben diese Gestalt die Heilige Gottheit einhüllen sollte. Aus dem gleichen Grunde
zeichnete Er die ganze Schöpfung in den Menschen, wie ja auch alle Welt aus Seinem Wort hervorging.”
(Welt und Mensch / De operatione Dei S.85 )
“Gott der Allmächtige hatte ... dem Menschen den Vorzug eingeräumt, an der Schöpfung zu wirken. Einzig der Mensch geht aufrecht einher und blickt mit seinem Antlitz empor zum Himmel,
während die übrigen Lebewesen zur Erde geneigt und dem Menschen unterworfen sind.”
Welt und Mensch / De operatione Dei S.262 (Schipperges, Otto Müller Verlag Salzburg 1965)
“Das Gehör ist der Anfang der vernünftigen Seele. Wie geschriebene Werke zuvor ausgesprochen werden (zumindest zur Zeit Hildegards! ! Anm. WZ), so wird über das Hörvermögen das Diktierte und Verfasste - je nach dem Vorhaben des Menschen - zur Ausführung gebracht. (...) Das Hörvermögen ist der Anfang der Seele. Und durch ebendieses werden alle Werke vollendet.”
(Welt und Mensch / De operatione Dei S.157)
“Die Kräuter bieten einander den Duft ihrer Blüten an, ein Stein strahlt seinen Glanz auf die anderen. Alles was lebt hat einen Urtrieb nach liebender Umarmung. Auch steht die ganze Natur dem Menschen zu Diensten, und in diesem Liebesdienst legt sie ihm freudig ihre Güter ans Herz.”
Liber Vitae meritorum S.34
“Die göttliche Liebe spricht: Ich bin der lebendige Hauch im Menschen, eingesenkt in das Zelt von Mark und Adern, von Gebein und Fleisch. Ich bin es, die diesem Zelte Wachstum gibt und es in allen seinen Bewegungen trägt.”
Wisse die Wege / SciVias S.123 (übers. von Maura Böckeler, Otto Müller Salzburg 1954)
Klang der Schöpfung
(1) Als das Wort erklang, verpflichtete es sich die ganze Schöpfung, die in Ewigkeit festgelegt war. Sein Schall erweckte alles zum Leben (- so, wie Gott dies auch im Menschen bezeichnet hat, der insgeheim das Wort in seinem Herzen spricht, ehe er es von sich gibt. Ein solches Wort bleibt beim Entsenden noch in ihm, und so ist das Gesprochene des Wortes im Wort). Als nun das Wort Gottes erklang, da erschien dieses WORT in jeder Kreatur, und dieser Laut war das Leben in jedem Geschöpf.
Welt und Mensch / De operatione Dei S.171 (Schipperges, Otto Müller Verlag Salzburg 1965)
(2) Vom flammenden Lauf des höchsten Äthers, durch den das Firmament aufgewölbt wird, erklingt jauchzend und herrlich der
Klang der Elemente, so wie die wohltönende, symphonische Stimme des menschlichen Geistes in ihrer Lebendigkeit.
Denn jedes Element hat, so wie es von Gott geordnet worden ist,
seinen TON. Insgesamt sind alle wie das Tönen der Saiten und der Zither zur Einheit verbunden.
zit. nach E.Gronau, Hildegard von Bingen, S.223 Christiana Verlag Stein am Rhein 1985
Von der Erkenntniskraft des Menschen
”O Mensch, bedenke was du warst, als du noch als Gerinnsel im Schoß deiner Mutter lagst. Du warst nämlich ohne Bewusstsein und ohnmächtig, als du ins Leben gerufen wurdest. Doch dann empfingst du Geist, Beweglichkeit und Gefühl, damit du dich lebhaft regst und in deiner Bewegung nutzbringenden Gewinn erkennst.
Du besitzt nämlich das Wissen um Gut und Böse, und die Fähigkeit zu handeln. Deshalb kannst du dich nicht entschuldigen, als hättest
du damit nicht alle Talente (bona) in dir, um Gott in Wahrheit und Gerechtigkeit zu lieben, dir selbst aber (in der Begierde und im Ergötzen an der Ungerechtigkeit) zu widerstehen. (...)
Du wirst mir über die Erkenntnis des Guten und Bösen, mit der du begreifst, daß du ein Mensch bist, Rechenschaft ablegen. (...) Du kannst dich nicht damit entschuldigen, daß du nicht weißt, wann du gut und böse handelst.”
Wisse die Wege / Scivias S.526 Übers. von Walburga Storch OSB, Pattloch Verlag 1990
“Du hast sehr viel Einsicht in dir, es wird aber auch viel Verständnis von dir verlangt werden. Viel ist dir geschenkt, viel wird auch von dir gefordert.
Doch bei all dem bin ich das Wichtigste und deine Hilfe. Denn wenn du, von himmlischer Berührung angerührt, mich anrufst, wirst du Antwort von mir vernehmen. Klopfst du an die Tür, wird dir geöffnet.”
Wisse die Wege / Scivias S.527 Übers. von Walburga Storch OSB, Pattloch Verlag 1990
Vom Tönen des Menschen
“Als nun das Wort Gottes erklang, da erschien dieses Wort in jeder
Kreatur, und dieser Laut war das Leben in jedem Geschöpf. Aus dem gleichen Wort heraus wirkt des Menschen Geist die Werke. Aus dem gleichen Laut bringt die Vernunft ihre Werke tönend, rufend oder singend hervor.”
Welt und Mensch / De operatione Dei, S.171
“Und wie die Macht Gottes überall hineilt und alles umkreist und ihr kein Hindernis entgegensteht, so besitzt auch die menschliche Vernünftigkeit die große Kraft, mit lebendigen Stimmen zu erschallen und mit einer Melodie die erschlafften Seelen zum Aufwachen zu bringen.”
Wisse die Wege / Scivias S.609 Übers. von Walburga Storch OSB, Pattloch Verlag 1990
“Beim Hören eines Liedes pflegt der Mensch manchmal tief zu atmen und zu seufzen. Das gemahnt (uns) daran, daß die Seele der himmlischen Harmonie entstammt. Im Gedenken daran werden wir uns bewußt, daß die Seele selbst etwas von dieser Musik in sich hat.”
Briefwechsel, Brief an die Mainzer Prälaten, S.240 Otto Müller Verlag Salzburg 1990
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Ars Audiendi, die Heilkunst des Hörens. Bewusstes Musikhören ist ein initiatischer Weg zum Wesen, zur Essenz.
Der initiatische Weg erweitert Wahrnehmung und Bewusstsein. Er führt sowohl zum transzendenten Wesen der Musik, als auch zum eigenen lichtvollen Wesenskern. Große, inspirierte Musik ist eine geistige Matrix, die Informationen für die neue Zeit vermittelt.